Gantry 5


Äthiopien

Äthiopiens „Befreiungsbewegungen“ waren nichts anderes als Kampf um Sezession von dem durch Haile Selassie (abgesetzt am 12.9.1974; er war seit 1935 mit kleinem Unterbruch an der Macht gewesen) zentralistisch, autokratisch geführten Land. Weg wollten u.a. die Oromo (OLF) und die Tigreer (TPLF).
Die Hauptstadt Addis Abeba hatte für alle Afrikaner symbolischen Wert, denn diese Stadt auf dem Berg war so etwas wie der afrikanische Berg Zion. So war es nicht überraschend, dass die OAU (Organisation afrikanischer Einheit) für ihren Sitz diese Stadt erwählte. Bei dieser OAU waren auch die Befreiungsbewegungen miteinbezogen – genauso wie bei der UNO. Gastrecht gab der Kaiser keiner Befreiungsbewegung.



Eritrea

Der EPLF (eritreische Volksbefreiungsfront) gelang nach viel sinnlosem Blutvergiessen die Unabhängigkeit. Völkerrechtlich war dieser Status fragwürdig, da es hiess, dass nach 1960 und mit der Unabhängigkeit keine Gebiets- und Grenzveränderungen vorgenommen werden dürfen. 1976 trennte sich von der EPLF die EPF, die radikal für militärische Aktion einstand. Die EPLF war im Exil zu einer der beliebtesten Freiheitsbewegungen geworden. Die Studenten der 60er und 70er Jahre hätschelten die Exilanten. Eritrea versprach eine Musterdemokratie zu werden. Ihr sympathisches Image verblasste bald nach der Unabhängigkeit, als eine rigorose Diktatur errichtet wurde. Ein Aufbau fand bis anhin erst militärisch statt.